Während in der Spontansprache von Aphasikern phonologische oder syntaktische Störungen meist auffallen und in der Spontansprach-Analyse sowie in der Forschung zur Wortverarbeitung viel Beachtung finden, werden morphologische Störungen oft übersehen und selten gelehrt. Dabei treten sie gar nicht selten auf und können enorme Unflüssigkeiten, Sprechanstrengung bis Sprechblockaden verursachen, die bisweilen sogar einer sprechapraktischen Symptomatik ähneln. Die Diagnostik und die gezielte Behandlung morphologischer Störungen ist ein sehr dankbares Feld, da die Patienten hierdurch oft in kurzer Zeit deutliche Fortschritte erzielen, durch den Wiedererwerb der morphologischen Regeln ihren Wortschatz rasch vergrößern und ihren Redefluss wesentlich verbessern können.
In diesem praxisorientierten Workshop werden zunächst anhand einiger Video- und Audioaufnahmen Fallbeispiele von verschiedenen (isolierten) morphologischen Störungen und ihren Auswirkungen vorgestellt. Dabei wird deutlich, wie es zur Fehlinterpretation der Störungen als sprechapraktische, phonologische oder semantische Abweichungen kommen, aber auch wie man diese durch eine saubere Fehleranalyse entlarven kann. Der Entwurf eines diagnostischen Screenings wird vorgestellt und diskutiert. Anschließend werden therapeutische Ansatzpunkte zum Wiedererwerb der morphologischen Gesetzmäßigkeiten vorgestellt, diskutiert und in Kleingruppen konkrete Übungen dazu entwickelt. Auf diese Weise werden die TeilnehmerInnen angeleitet, gezieltes und vielfältig nutzbares Therapiematerial für ihre eigene Arbeit zu erstellen.